Ich bin Frank Spiegelhoff.
Rockender Digitalisierer.

Das widerspricht sich, meint ihr? Oh nein, in meinen Augen ganz und gar nicht.
Im Gegenteil, ich war nie glücklicher in meinem Leben – und niemals klarer.

Das ist die Geschichte, wie es dazu kam.

Ich bin Jahrgang 1974. Schon als Kind wusste ich: Ich will ein Instrument lernen – aber bitte eins mit Technik. Die Lösung: eine elektronische Orgel, mit Tasten und Knöpfen. Elektronik und Musik. Das war genau meins.

Mit 14 Jahren gründete ich meine erste Band, mitten in der Neuen Deutschen Welle. „Flexibel“ hießen wir: Goldie am Bass, Joachim an der Gitarre, Ralf am Schlagzeug, ich am Keyboard, an einem Kawai K1. Das Ding war mein ganzer Stolz. Ich hatte dafür meine kompletten Sommerferien geopfert, in einer Metallbaufirma Bleche geschnitten, um mir das K1 für unglaubliche 800 Mark leisten zu können. Unser allererster Gig: der 50. Geburtstag des Schul-Hausmeisters. Wir haben die „alten“ Herrschaften sowas von gerockt, mit „Marmor, Stein und Eisen bricht“.

Nebenher ging ich in die Schule (Betonung liegt auf: nebenher), erst Hauptschule, dann Mittlere Reife, dann Übertritt auf das Gymnasium. Ein Streber war ich nie, im Gegenteil. Ich war wirklich faul (mit drei Ausrufezeichen). Meine Devise: Eine Drei ist gut – aber eine Vier reicht völlig. Irgendwie habe ich mich aber durchgemogelt.

Doch mit 17 wurde mein ruhiges Leben plötzlich auf den Kopf gestellt: Ich wurde Mitglied in einer professionellen Partyband. „Les Astres“ – die gibt es heute noch. Alle anderen waren doppelt so alt wie ich, und mein Vater musste eine Vollmacht ausstellen, damit ich spät abends mit auf die Bühne durfte, im Bierzelt, bei Stadtfesten, auf Landjugendfesten. Klar: Das war einfach mega.

Mein Traum von der Karriere als Radio- und Fernsehtechniker war zu diesem Zeitpunkt schon gestorben. Denn glücklicherweise erhielt ich eine sehr ehrliche Antwort auf meine erste Bewerbung: „Tu das nicht, dieser Job stirbt aus.“ Wie wahr. Der nächste Traum: Musik studieren, mit Elektrotechnik.

Doch dann war ich plötzlich Musiklehrer. Mein Orgellehrer hatte mir die Hälfte seiner Schüler vererbt, als er kürzer treten musste. Ich saß also jeden Nachmittag in einer privaten Musikschule mit Jugendlichen herum, die zwar Orgelspielen lernen sollten, aber offenbar wenig Bock drauf hatten. Das war schlimm. Die frustrierten Gespräche im Lehrerzimmer waren noch schlimmer. Mir wurde klar: Wenn ich Musik studiere, lande ich ziemlich wahrscheinlich wieder in einem Musikschullehrerzimmer. Oh Graus.

Gut, ich hatte ja noch die Elektrotechnik. Just in meinem Abi-Jahr öffnete eine Fachhochschule in Bocholt mit der Fachrichtung Informationstechnik. Wir waren 18 Studenten. Es war unbeschreiblich. Im Seminarraum mit ein paar Kommilitonen und einem hochmotivierten Professor tagsüber knifflige Probleme lösen und abends mit allen in die Kneipe gehen. Mit ihnen fachsimpeln über etwas, was niemand außerhalb unseres Studiums verstand: das Internet. Das Web 1.0. Ein Ort, an dem man chatten konnte, mit Leuten aus der ganzen Welt. Man tippte etwas in den Computer, der andere konnte das lesen und antworten, sofort, live. Es war unglaublich.

Mit dem Abschluss in der Tasche las ich 1997 die Stellenbeschreibung am Schwarzen Brett: „Lanfer-Systemhaus; Datenbanken, Warenwirtschaftssysteme“. Ich bewarb mich, wurde eingeladen, kam zum Bewerbungsgespräch, und Alfred Lanfer bot mir erst das „Du“ an und dann ein Eis. Ich wurde genommen. Und blieb – fast 10 Jahre lang.

Alfred Lanfer traute mir alles zu. Schon am ersten Arbeitstag fuhr ich zu einer Schulung nach Gilching bei München. Die Woche darauf sollte ich, der Neuling, dieses System gleich beim Kunden einrichten. Es hat gar nichts geklappt so wie es sollte, aber ich war Feuer und Flamme und fest davon überzeugt, dass ich es schaffen kann. Ich blieb bis 1 Uhr nachts und stand um 8 Uhr morgens wieder im Büro.

Kurze Zeit später war ich Abteilungsleiter. Ich, der Faule, der Entspannte, war plötzlich ehrgeizig – und ich brannte. Das hat lange Zeit sehr gut funktioniert. Ich war mit unheimlich viel Begeisterung dabei, und ich habe unheimlich viel gearbeitet. Zu viel. Ich habe alles vernachlässigt, Hobbies, Freunde, Familie – aber ich habe es gar nicht gemerkt.

Dann ging die Firma insolvent. Am Tag, nachdem ich die Finanzierung für unser Haus unterschrieben hatte, für mich, meine Frau und unsere zwei Kinder. Ich habe trotzdem weitergearbeitet. Zuerst noch für die Firma, dann als Selbstständiger. Und schließlich zusammen mit meinem ehemaligen Kollegen, dem klügsten Software-Gehirn aller Zeiten: Berthold Langenbrink. So entstand softwareproduktiv. Das war 2005.

Wir waren eine junge, ehrgeizige Software-Firma, geführt von: zwei Nerds. Und was für Nerds. Wenn ich zum Kunden gefahren bin, habe ich als erstes meine Geräte ausgepackt, ihre „supertollen“ Softwarefunktionen hergezeigt, und mich dann gewundert, warum meine Kunden nicht genauso begeistert reagierten wie ich. Trotzdem hat es irgendwie funktioniert, mit: viel Arbeit.

Doch dann kam die Wirtschaftskrise. Und damit meine ganz persönliche Krise. 2010 war das.

Ich hatte 100.000 Euro Schulden. Ich hatte eine wunderbare Frau und drei Kinder – aber keine Zeit für sie. Ich hatte keine Freizeit. Ich hatte keine Hobbies. Ich hatte extremes Übergewicht.

Ich hatte keine Lebenslust mehr.

Aber: Ich hatte meine Frau. Zum Glück. Sie sagte: „Das schaffen wir schon irgendwie.“ Und wir haben es geschafft. Sie und ich, meine Kinder und ich – und softwareproduktiv und ich. Ich habe schon oft darüber geredet und beschrieben, was damals passiert ist, aber die einfachste Antwort ist wohl: Ich bin raus aus meinem Ex-Leben. Und habe endlich zu leben angefangen.

Es hat gedauert, klar. Geholfen hat mir besonders ein Buch: „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ von Stefan Merath. Es wurde mir geschenkt. Erst war ich extrem skeptisch, dann interessiert, heute: überzeugt. Ich habe noch unendliche viele andere Bücher gelesen, über das Arbeiten, über das Leben. Diese Bücher haben mich und softwareproduktiv umgewälzt, von oben bis unten, von links nach rechts. Ich schufte nicht mehr und ich lasse nicht mehr schuften. Nein, ich bin kein Boss. Ich bin ein Befähiger.

Ich bin ein anderer Mensch.

Ich lese. Ich meditiere. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Ich arbeite etwa 40 Stunden die Woche, entspannt. Ich mache Sport – ich probiere jede Sportart aus, die mir so unterkommt. Ich reise. Ich war in Uganda. Ich begleite als Katechet Firmlinge auf dem Jakobsweg. Ich liebe das Abenteuer. Ich mache wieder Musik. Und ich rocke mit softwareproduktiv.

Meine Angst ist weg.

Denn mein Ziel ist klar. Ich träume von einer Arbeitswelt, in der alle glücklich sind. Und ich habe einen Plan, wie dieser Traum Wirklichkeit werden kann. Gemeinsam mit softwareproduktiv.

Und gemeinsam mit: euch.